Literatur

Potenzial von Escherichia coli Nissle 1917 in der Behandlung des septischen Schocks

Wang, Ya-Jie; Pan, Yi-Sheng (2024): Prospects of probiotic Escherichia coli Nissle 1917 in the treatment of septic shock. In Surgery, p. 109031. DOI: 10.1016/j.surg.2024.109031.
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Literatur zum Mikrobiom

Hintergrund

Septischer Schock ist eine schwerwiegende Komplikation, die durch bakterielle Endotoxine ausgelöst wird und zu einer systemischen Entzündungsreaktion sowie Multiorganversagen führt. Die Integrität der Darmbarriere spielt eine zentrale Rolle in der Prävention. Das Probiotikum Escherichia coli Nissle 1917 (EcN) wurde bereits erfolgreich zur Behandlung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen eingesetzt und könnte eine vielversprechende Option zur Milderung des septischen Schocks sein.

Mechanismen der Schutzwirkung von EcN

In präklinischen Studien an Mausmodellen wurden drei Hauptmechanismen identifiziert:

  1. Hemmung des NF-κB-abhängigen MLCK-Signalwegs, der für die Stabilität des Darmepithels essenziell ist.
  2. Schutz der Tight Junctions der Darmbarriere über Toll-like-Rezeptor 4 (TLR-4), wodurch die Permeabilität reduziert wird.
  3. Förderung der Produktion kurzkettiger Fettsäuren (SCFAs), die über GPR41- und GPR43-Rezeptoren die Darmbarriere stärken und Entzündungen reduzieren.

Zukünftige Forschung und klinische Relevanz

Trotz vielversprechender Ergebnisse in Tiermodellen besteht weiterer Forschungsbedarf zur Sicherheit und Wirksamkeit bei Menschen. Besonders die mögliche karzinogene Wirkung des colibactin-kodierenden pks-Genclusters im EcN-Genom erfordert eine genauere Untersuchung. Derzeit laufen Experimente zur genetischen
Modifikation von EcN zur gezielten Produktion von SCFAs mit potenziellem therapeutischem Nutzen.

Fazit

EcN könnte als Probiotikum eine bedeutende Rolle in der Behandlung des septischen Schocks spielen, indem es die Darmbarriere stabilisiert und antiinflammatorische Effekte vermittelt. Klinische Studien sind jedoch erforderlich, um die Sicherheit und Effektivität in menschlichen Patienten zu validieren.